Zwei schöne Partien von Gerald Hartmann
Erinnerungen an meinen lieben Schachfreund Reinhard Bucka
Im Jahr 1969 trat ich im Alter von 13 Jahren in den SC 1868 Bamberg ein. Meine Mitgliedschaft dort endete bedauerlicherweise 1985, als ich aus privaten und beruflichen Gründen nach Ingolstadt umzog.
Infolge eines wohl einmaligen und wundersamen Zusammentreffens in diesem Verein mit 2 Großmeistern, 1 Internationalen Meister, sowie mit Jürgen Teufel, Paul Radic und Reinhard Bucka einerseits und 6 gleichaltrigen talentierten Jugendlichen (Feustel, Treppner, meinem Bruder Gerald, den Brüdern Baumgärtner und Volkhard Rührig) andererseits konnte ich während meiner Mitgliedschaft im SC 1868 Bamberg zahllose schöne Erlebnisse haben und Erfolge erzielen, so unter anderem mit dem SC 1868 Bamberg die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1976 und 1977 gewinnen, alleine den Titel eines Bayerischen Blitzmeisters 1980 und den 4. Platz bei der Deutschen Blitzmeisterschaft 1978 sowie – als erster und glaublich einziger deutscher Spieler – 1983 in einer Glanzpartie einen Sieg gegen einen amtierenden Weltmeister (Karpov) erringen.
Reinhard Bucka lernte ich zu einem Zeitpunkt kennen, als er (mit Baumgart, Horst Pfleger, Holland jr., Kudlich, Walter, Schreiber und G. Haßler) in der 2. Mannschaft des SC Bamberg spielte und ich in der 4. Mannschaft. Nachdem unsere Jugendtruppe rasch in die 3. Mannschaft des SC 1868 Bamberg wechselte, rückte auch das Duell mit der 2. Mannschaft in Reichweite. Nachdem die Senioren 1971 noch ein 4 : 4 schafften, 1972 gar einen 5 : 3 Sieg, vermischten sich Jugendliche und Senioren 1974 zu einer Mannschaft (SC 1868 Bamberg II) in der Verbandsklasse I. 1975 spielten dann die Jugendlichen mit Reinhard Bucka in der 1. Mannschaft in der Bundesliga Süd. Noch 1973, als ich bereits an der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft in Bamberg teilnahm, gelang Reinhard Bucka ein Sieg gegen mich im Pokal um den Silbernen Turm.
Mit Reinhard Bucka verbinden mich am meisten die wöchentlichen Blitzduelle Freitagabend im Wienerwald. In unzähligen Partien musste ich mich mit seiner Drachenvariante bzw. 1.c4 auseinandersetzen. Wir suchten uns gegenseitig als Spielpartner. Dies führte auch zu einem Blitzmatch über 100 Partien bei einem Einsatz von 50 DM, das erinnerlich ich knapp gewann, obwohl Jürgen Teufel auf Reinhard Bucka gesetzt hatte. Im Wienerwald kam es Freitag abends auch häufig zu Blitzturnieren mit Hans Günther Kestler, Jürgen Teufel, Bernd Feustel, Volkhard Rührig, Paul Radic, Reinhard Bucka und mir, was letztlich dazu führte, dass ich auch auf höherer Ebene im Blitzschach Erfolge erzielen konnte (siehe oben).
Reinhard Bucka habe ich als Menschen kennen und schätzen gelernt, der aufgeschlossen war gegenüber unserer Jugendtruppe, stets freundlich, tolerant, fördernd und fordernd, immer fair, nie ein schlechter Verlierer. Ich war ihm offensichtlich wesensähnlich und sehr sympathisch. Dies beruhte auf absoluter Gegenseitigkeit. Unsere gute Beziehung zeigte sich auch darin, dass er mich einmal im Alter von 18 bis 20 Jahren zum Klettern mit nahm und sogar auf eine Bergtour auf einen 4000er in der Schweiz mitnehmen wollte, was allerdings nicht zustande kam, erinnerlich, weil es mir doch nicht ganz geheuer bzw. zu waghalsig erschien.
Reinhard Bucka hat sehr viel zu meiner schachlichen Entwicklung beigetragen. Regelmäßig stand er bei Mannschaftskämpfen und häufig bei Turnieren als Autofahrer zur Verfügung und hat mir dadurch viele intensive Erlebnisse erst ermöglicht.
Reinhard Bucka habe ich zusammen mit meiner damals frisch getrauten Ehefrau und unserem jüngsten Sohn, welche ich ihm unbedingt vorstellen wollte, einmal in seiner Wohnung in Bischberg besucht. Dabei konnte ich seinen Stolz auf seine beiden Töchter spüren, wenn er von deren Motorradaktivitäten oder Spanienaufenthalten berichtete. Er und seine Ehefrau waren sehr liebe und bemühte Gastgeber und haben sich sehr über meine private Entwicklung gefreut. Über das Wiedersehen anlässlich des 150. Jubiläums des SC 1868 Bamberg im Priesterseminar habe ich mich ebenfalls sehr gefreut. Dabei wirkte er noch fit und agil. Sein jetziger Tod hat mich völlig überrascht und berührt, zumal ich mit ihm nach Volkhard Rührig, Paul Radic, Bernhard Feustel, Gerd Treppner, Hans-Günther Kestler und Lothar Schmid einen weiteren Wegbegleiter eines wunderbaren Abenteuers verloren habe.
Dass Reinhard Bucka Ehrenpräsident des SC 1868 Bamberg war, wurde mir erst durch die Mitteilung von seinem Tod bewusst. Aus meiner Sicht war er in jeder Hinsicht würdig für das Amt eines Ehrenpräsidenten.
Autor: Wolfram Hartmann
Ein echter Schachfreund ist gegangen
Als in den ausgehenden 1950er Jahren der Schachclub 1868 Bamberg erstmals durch eigene Nachwuchsspieler eine Mannschaft um Lothar Schmid formierte, die in den beiden folgenden Jahrzehnten und mit später weiteren heimischen Nachwuchsspielern mit insgesamt drei Deutschen Meisterschaften zur Elite des Schachsports in der Bundesrepublik zählte, waren wir damals jungen Spieler der ersten Mannschaft fast täglich in unserem geliebten Vereinslokal „Café Müller“ zu Trainingsspielen. Da erschien eines Tages um 1960 herum ein etwa 20-jähriger Schachfreund im Clublokal, verfolgte zunächst fasziniert unser Spiel, zeigte Leidenschaft, wurde Mitglied, und war schnell in unserem Freundeskreis eingebunden: Es war Reinhard Bucka, sympathisch, bescheiden und hilfsbereit. Er entwickelte sich bald zu einem fast besessenen und spielstarken Schachspieler in der zweiten Mannschaft, und er war auch ein zuverlässiger Fahrer mit seinem Pkw zu Auswärtsbegegnungen. Im weiteren Verlauf war er so eng im Vereinsleben eingebunden, dass er sich nicht nur als erfolgreicher Spieler sondern immer mehr als Funktionär in verschiedenen Ehrenämtern dem Verein zur Verfügung stellte. Er machte sich um den Verein äußerst verdient und wurde dafür zu Recht als Ehrenpräsident ausgezeichnet.
Als Schachspieler habe ich Reinhard als äußerst ehrgeizigen aber fairen Sportsmann in Erinnerung, der selbst Niederlagen humorvoll hinnahm. Sein stürmischer Angriffsstil erinnerte mich sehr an Ex-Weltmeister Michail Tal, mit nicht immer korrekten Zügen und Opfern, aber dafür besonders einfallsreich und überraschend, ja erfolgreich. In der linken Hand behielt er oft eine geschlagene Figur, die er gerne zwischen den Fingern nervös drehte, während er konzentriert die Position auf dem Brett abwägte. Seine Vorliebe galt dem Schnellschach mit kurzer Bedenkzeit, wobei er auch die stärksten Gegner bezwang.
Wieder ist mit ihm ein langer Wegbegleiter in sportlicher Verbundenheit gegangen. Zuletzt waren wir in vielen gemeinsamen Sitzungen zur Vorbereitung und zu den Festlichkeiten des 100-jährigen Vereinsjubiläums verbunden. Er bleibt mir in ehrenvoller Erinnerung.
Autor: Günter Lossa
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